Starten. Bremsen. Stoppen. Starten. Ausweichen. Angehupt werden. Innerlich Fluchen. Bremsen. Zeit verschwenden:
Normalerweise sind Städtefahrten der Horror – nicht nur für Beine und Bremsbeläge, sondern auch für mein eigenes Wohlbefinden. Dass ich mich heute, als ich nach 75 Kilometern Lyon erreichte, allerdings erstmals grundlegend anders fühlte, das hat vermutlich mehrere Gründe:
Angenehmes Unwissen… (Tag 14)
Dort standen sie, versammelt in einem Pulk: Rund 10 Rennradfahrer – und sie alle begrüßten mich mit französischen Jubelschreien und einer improvosierten Laola-Welle, während ich an ihnen vorbeiraste. Es war kein Traum – sondern Wirklichkeit. Und es war zudem irgendwie ein überaus angenehmes Gefühl, endlich mal andere von meiner Sorte zu erblicken. Zugleich war die Anfeuerung durch die Artgenossen Höhepunkt meiner – mit 148 Kilometern – längsten Etappe dieser Reise.
Glück liegt überall – wenn man es (emp)findet (Tag 13)
Eine bemerkenswerte Geste war es, die mir heute, an einem beißend kalten Tag, herzliche Wärme schenkte:
„Hey Timo!“, so begann die Nachricht meiner Hosts. „Wir werden leider erst um 18:30 Uhr zu Hause sein. Aber hol dir doch einfach ‚xxx dort und dort xxx‘ den Haustürschlüssel. Bring dein Rad in den Keller, ruhe dich im ersten Stock aus, und koch dir einen Tee. Im zweiten Stock kannst du duschen – ein Handtuch liegt für dich bereit. Fühl dich einfach wie zu Hause. Bis dann!“.
Ruhetag = Philosophier-Tag (Tag 12)
Der Zwergdackel war der Knüller: Wie eine Nähmaschine tackerte der unermüdliche Vierbeiner durch die Wohnung; er sprang auf Sofas und Tische, er leckte die dreckigen Teller im Geschirrspüler ab. Und zur Höchstform lief er auf, wenn die Katze ins Wohnzimmer tapste – und er begann, sie durchs Haus zu scheuchen. Und das, obwohl die Katze vierzehn (!) Jahre älter und ein Stückchen größer ist als der Hund – und sie alle beide auf dem Holzfußboden permanent wegschlidderten.
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Schockierender Schneefall (Tag 11)
„Wie? Schnee??“ Ich traute meinen Augen kaum, als ich am Morgen aus dem Fenster blickte: Über Nacht hatte sich Frankreich tatsächlich in eine weiße Winterlandschaft verwandelt. Statt Fahrrad sehnte ich mir ein Snowboard herbei; statt Radbekleidung einen Skianzug; und anstelle von Plastikflaschen eine Thermoskanne.
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Glohrreicher Gewinner (Tag 10)
Kennnt ihr diese Spielautomaten mit Greifarm, welche manchmal in den Eingangshallen von Supermärkten stehen? Die, bei denen man Plüschtiere, Uhren, und manchmal gar Gameboys oder Handys abgreifen kann? Bei denen man für einen Euro Großes gewinnen könnte – aber letzten Endes immer doch nichts gewinnt, außer der Erfahrung, dass man nicht(s) gewinnen kann?
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Sterben – oder töten und leben? (Tag 9)
Es ist ein Horrorszenarium. Aber denk bitte mal drüber nach: Du hast mit einem langjährigen Freund soeben einen 6300 Meter hohen Berg bezwungen. Durch ein Seil seid ihr miteinander verbunden – und so schafft ihr, trotz seiner eingefrorenen Beine, Fortschritte auf dem beschwerlichen Weg zurück in die Zivilisation. Als er aber plötzlich eine Schlucht hinabstürzt, bleiben dir nur zwei Optionen: Mit ihm zu erfrieren. Oder das Seil durchzuschneiden, an dem er hängt.
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Ruhetag = Streckenbilanztag (Tag 8)
Ich bin angekommen! Noch nicht in Lyon, aber zumindest im Ausland. Nach einer ruhigen Etappe erreichte ich heute die Stadt Niederanven in Luxemburg.
Und damit habe ich – grob geschätzt – etwa knapp die Hälfte des Weges bis zu meinem ultimativen Ziel zurückgelegt.
Ein bisschen ‚Brrrrrrrrr‘?! (Tag 7)
Auf den Radwegen fühle ich mich wie der letzte Mohikaner, weil ich keine Artgenossen treffe; und von allen Seiten werde ich gefragt: „Timo, ist das nicht ganz schön kalt – zum Zelten, zum Radfahren, und für so eine Reise insgesamt?“
Jetzt, da ich eine Woche auf zwei Rädern unterwegs bin, kann ich diese Frage leicht und eindeutig beantworten:
Rigoroser Racheakt! (Tag 6)
Rache ist süß. Und das behaupte ich, obwohl ich alles andere als ein rachsüchtiger Mensch bin. Doch die heutige Situation hat förmlich nach einem Rachefeldzug verlangt. Schließlich hatte die Dame in der Jugendherberge meine Nachfrage nach einem Mittagessen noch überheblicher beantwortet, als Francecso Totti bei der EM 2000 gegen Holland seinen Elfmeter verwandelte.
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